25.05.25 -
Die unsichtbare Macht der Sprache
Vielleicht kennst du das:
Du hast eine klare Meinung – aber sobald du sie aussprichst, packst du sie ein in Watte.
Du willst etwas einfordern – aber du entschuldigst dich fast dafür, dass du es überhaupt ansprichst.
Typische Sätze?
„Ich wollte nur mal kurz nachfragen…“
„Ich hoffe, das war soweit verständlich?“
„Nur wenn’s keine Umstände macht…“
„Ich versuche, das bis Freitag zu schaffen.“
Das klingt harmlos, oder?
Aber genau darin liegt das Problem: Diese Art zu sprechen sendet unterschwellig ein Signal:
👉 Ich bin mir nicht sicher.
👉 Ich will dich bloß nicht stören.
👉 Ich bin nicht in der Position, etwas einzufordern.
Gerade in Phasen beruflicher Neuorientierung – Bewerbung, Netzwerken, Neuanfang – wirkt sich das massiv auf deine Wirkung aus.
Und auf dein Selbstbild.
Woher kommt diese Sprache?
Vielleicht fragst du dich:
„Warum rede ich eigentlich so? Warum schleiche ich mich mit einem ‚Ich wollte nur mal kurz…‘ in jede E-Mail rein? Warum schreibe ich ‚Nur wenn’s keine Umstände macht…‘, obwohl ich eine ganz normale Bitte habe?“
Die Antwort ist: Das ist erlernt.
Und zwar über viele Jahre. Es ist ein konditioniertes Kommunikationsmuster, das sich tief eingeprägt hat – durch Erziehung, Schule, erste Jobs, Vorgesetzte, Unternehmenskultur und Gesellschaft.
🔸 Unsere Sozialisierung spielt eine riesige Rolle.
In der Schule wurden viele von uns für angepasstes Verhalten gelobt:
👉 Wer nicht stört, gilt als brav.
👉 Wer Fragen stellt, riskiert als „Klugscheißer“ dazustehen.
👉 Wer deutlich sagt, was er möchte, kann schnell als fordernd oder gar unhöflich gelten.
Viele von uns haben dadurch gelernt:
„Lieber vorsichtig sein. Lieber abschwächen. Lieber nett formulieren.“
Was entsteht, ist eine Sprache der Absicherung.
Sie vermeidet Konfrontation, fordert wenig ein – und sabotiert dich gleichzeitig, ohne dass du es merkst.
🔸 Hinzu kommen unbewusste Glaubenssätze.
Solche Sätze wie:
- „Ich will nicht negativ auffallen.“
- „Ich muss erst sicher sein, bevor ich etwas sage.“
- „Ich darf keine Fehler machen.“
- „Ich muss es allen recht machen.“
- „Ich darf nicht zu viel wollen.“
Diese inneren Programme wirken wie ein stilles Betriebssystem im Hintergrund. Du sagst zum Beispiel nicht direkt: „Ich brauche bis Dienstag eine Rückmeldung“, sondern formulierst:
👉 „Nur falls es irgendwie passen würde – bis Dienstag wäre ideal, aber wenn’s nicht klappt, ist auch nicht schlimm…“
Das ist nicht freundlich. Das ist Selbstverkleinerung.
🔸 Und dann kommt noch die Unternehmenskultur dazu.
In manchen Firmen wird direkter, klarer Stil belohnt – in anderen gilt: „Wer laut ist, hat keine Manieren.“
Gerade in hierarchischen Organisationen oder traditionellen Branchen wie Verwaltung, Gesundheitswesen oder klassischen Konzernen ist es weit verbreitet, möglichst weich, defensiv oder vage zu sprechen – auch, um bloß nicht angreifbar zu sein.
Ich denke an eine Person, die aus dem öffentlichen Dienst kam. Sie wollte sich neu orientieren und schrieb tolle Bewerbungen – aber in jedem Anschreiben las man zwischen den Zeilen: „Ich bitte um Erlaubnis, mich hier bewerben zu dürfen.“
Wir haben dann an ihren Formulierungen gearbeitet.
Weg von:
„Ich hoffe, Sie sehen in meinem Profil Potenzial…“
Hin zu:
„Ich bringe fundierte Erfahrung in X mit – und bin überzeugt, dass ich Ihr Team gezielt verstärken kann.“
Allein diese Veränderung hat dazu geführt, dass sie nicht mehr um eine Chance bittet, sondern eine Perspektive anbietet.
Das ist ein riesiger Unterschied – nicht nur in der Wirkung nach außen, sondern auch im Selbstverständnis.
🔸 Warum das so wichtig ist – gerade bei beruflicher Neuorientierung:
Wenn du dich neu orientierst, bist du in einer Phase der Unsicherheit:
Du suchst, du hinterfragst, du bist oft raus aus deiner Komfortzone.
Das ist völlig normal.
Aber genau in dieser Zeit braucht es Sprache, die dich stärkt – nicht Sprache, die dich noch kleiner macht.
Denn wie du formulierst, beeinflusst nicht nur deine Außenwirkung. Es beeinflusst deine Energie. Dein Auftreten. Deinen Mut.
💡 Sprache wirkt zurück.
Wenn du sagst „Ich versuche, das bis Freitag zu schaffen“, klingt das hilflos.
Wenn du sagst „Ich plane, das bis Freitag abzuschließen“, übernimmst du Verantwortung – ohne dich unter Druck zu setzen.
Diese Mini-Verschiebungen haben eine riesige Wirkung.
🔸 Typische Sprachfallen im Alltag – vielleicht erkennst du dich wieder:
- Du weichst aus mit „Ich weiß nicht, ob das jetzt passt, aber…“
- Du nimmst dich selbst zurück mit „Ich bin da kein Experte, aber…“
- Du relativierst mit „Vielleicht ist das jetzt eine blöde Idee, aber…“
- Du entschuldigst dich für völlig normale Anliegen mit „Sorry, dass ich schon wieder störe…“
Was wäre, wenn du all diese Sätze streichst?
Und stattdessen beginnst mit:
- „Ich habe einen Vorschlag.“
- „Mir ist da etwas aufgefallen.“
- „Darf ich kurz einen Gedanken teilen?“
- „Ich habe da eine Idee, die wir anschauen sollten.“
Diese Formulierungen sind freundlich – aber klar.
Sie sind professionell – aber nicht unterwürfig.
Sie bringen dich in Führung – auch ohne Führungstitel.
🔸 Und ganz ehrlich:
Wenn du dich selbstständig machst, dich auf eine neue Führungsrolle vorbereitest oder einfach deinen Karriereweg neu gestalten willst – dann brauchst du ein Sprachverhalten, das deine Professionalität zeigt, ohne zu ducken.
Das ist kein Ego-Ding.
Das ist Selbstführung.
Diese Unsicherheit ist kein Zufall.
Sie ist oft tief verankert – gesellschaftlich, kulturell, biografisch.
Vielleicht hast du gelernt:
- Sei höflich.
- Sei bescheiden.
- Dräng dich nicht in den Vordergrund.
- Mach keine Umstände.
Gerade Frauen oder Menschen aus konservativen Arbeitskulturen kennen diese Sprachmuster gut.
Aber auch viele Führungskräfte, die neu in einer Rolle sind oder sich beruflich neu orientieren, fallen in diese Muster zurück.
➡️ Sprache wird so zur Tarnkappe:
Du schützt dich – aber du wirst auch nicht gesehen.
Übertragen wir das mal auf den Unternehmensalltag
Nehmen wir mal ein Teammeeting, bei dem eine Kollegin ihren Projektstand vorstellt. Sie hatte gute Inhalte, srpach strukturiert – und endetemit den Worten:
„Ich hoffe, das war jetzt irgendwie verständlich?“
Es kam keine Rückfrage. Aber man spürte: Sie hatte sich selbst geschwächt.
Ein Kollege hakte später nach – mit den Worten:
„Also, nur wenn’s keine Umstände macht – könntest du das nochmal zusammenfassen?“
Das klingt nett.
Aber eigentlich heißt es:
👉 Ich bin unsicher.
👉 Ich will nicht anecken.
👉 Ich bitte um Erlaubnis, etwas sagen zu dürfen.
Stell dir vor, beide hätten gesagt:
„Ich freue mich über Rückfragen.“
Oder:
„Lass uns das nochmal gemeinsam durchgehen.“
Wie anders wäre die Wirkung?
🧰 12 Sätze, die dich souveräner machen
Ich habe eine Liste mit 12 Beispiele aus dem Alltag – mit einer typischen „unsicheren“ Variante und einer souveränen Alternative. Schreib mir ein Mail dann sende ich sie Dir.
💡 Wichtig: Es geht nicht darum, perfekt zu sprechen.
Sondern bewusst. Klar. Selbstbestimmt.
💬 Warum das deine berufliche Neuorientierung stärkt (ca. 4 Min)
Wenn du gerade auf dem Weg zu etwas Neuem bist – neue Rolle, neues Unternehmen, vielleicht auch Selbstständigkeit – dann ist Sprache ein Teil deiner Identität.
Du willst gesehen werden?
Dann sprich so, als würdest du dich selbst ernst nehmen.
Und das beginnt bei kleinen Formulierungen:
- Nicht: „Ich hoffe, das passt so.“
Sondern: „Ich freue mich über deine Rückmeldung.“ - Nicht: „Vielleicht ist das eine Idee…“
Sondern: „Ich habe einen Vorschlag, den wir prüfen könnten.“
Sprache formt Haltung. Haltung formt Wirkung. Und Wirkung entscheidet, wie du gesehen wirst – und wie du dich selbst siehst.
🔄 Erste Schritte zur Veränderung
🔹 Beobachte dich selbst.
Wie formulierst du E-Mails? Wie beginnst du Meetings?
🔹 Ersetze nur einen Satz pro Woche.
Du musst nicht alles auf einmal ändern. Wähle einen Satz und ersetze ihn bewusst.
🔹 Hol dir Feedback.
Bitte eine Kollegin oder einen Coach, dich auf unsichere Sprache aufmerksam zu machen.
🔹 Schreib dir deine neuen Sätze auf.
Mach sie zu deinem neuen Sprach-Werkzeug.
Und wenn du merkst, dass hinter dieser Unsicherheit mehr steckt – z. B. alte Glaubenssätze wie „Ich darf nicht stören“ oder „Ich muss alles perfekt machen“ – dann lohnt sich ein tieferer Blick. Genau da setze ich im Coaching an.
🎯 Fazit
Wenn du dich beruflich neu orientierst, dann reicht es nicht, nur neue Ziele zu definieren.
Du brauchst auch eine neue Art, dich auszudrücken.
Denn Veränderung beginnt mit Sprache.
Und Sprache beginnt mit Bewusstsein.
🧠 Du willst deine Kommunikation auf ein neues Level bringen?
Dann buch dir noch heute ein kostenloses Klarheitsgespräch mit mir.